Schulleben

Abitur in einem denkwürdigen Jahr –
Verabschie­dung der Abi­tu­ri­en­tinnen und Abiturienten 2020

Am Freitag, den 17. Juli 2020, war es endlich soweit: Der Abiturjahrgang 2020 des Richard-Wagner-Gymnasiums erhielt die Abschlusszeugnisse.

Die Abitur-Feier war in vielen Punkten buchenswert, vermutlich sogar einzigartig. Denn sie lief in einem kleineren Rahmen ab. Schon der Abiturgottesdienst, würdig zelebriert von Herrn Pfarrer Dietrich Rusam, fand wie alle derzeitigen Versammlungen nur in kleinem Kreis statt, und alle hielten den gebührenden und vorgeschriebenen Abstand. Und dies setzte sich dann in der Turnhalle des RWG fort: In der großen Halle waren 100 Sitzplätze weiträumig verteilt, auf denen die 80 Abiturientinnen und Abiturienten und etwa zwanzig zugelassene Lehrer und Gäste Platz fanden. Die Eltern konnten wenigstens per Videoschaltung teilnehmen: Musik-Lehrer und PC-Spezialist Florian Mehling hatte es so eingerichtet, dass man von außerhalb der Schule per Videostream live zusehen konnte.

Der Grund für diese besonderen Umstände war in diesem Sommer 2020 natürlich die immer noch grassierende Pandemie, ausgelöst durch den Corona-Virus und dessen weltweite Ausbreitung. Ab dem 16. März 2020 musste das Richard-Wagner-Gymnasium wie die anderen Schulen geschlossen werden, Unterricht fand nur noch als Homeschooling statt, an Ostern 2020 stand dann fast die gesamte Erde still: Der Lockdown in immer mehr Ländern unterband alle Aktivitäten.

Erst ab dem 27. April durften die „Abschlussklassen“, also auch die Abiturklassen, wieder an ihre Schulen zurück, die anderen Klassen folgten später, und der Unterricht der Abiturienten fand bis zu seinem Ende in den A- und B-Gruppen statt – eine Gruppe musste jeweils daheim eine Woche online lernen, um die Zahl der Kontakte im Schulhaus und damit der möglichen Infektionen zu reduzieren. Die schriftlichen Abiturprüfungen konnten dann endlich mit einer vorgeschriebenen dreiwöchigen Verzögerung ab dem 20. Mai beginnen, ab dem 15. Juni folgten die mündlichen Prüfungen – und schließlich, wenige Tage vor der Abiturfeier, waren dann auch die letzten „Nachzügler“ durch.

Dass unter diesen Umständen 2020 also doch ein (fast) normales Abitur stattfinden konnte – die Erleichterung darüber war an diesem Freitag bei der Entlassungsfeier bei allen Betroffenen zu spüren, nicht nur bei den Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei den Lehrern, der Schulleitung und wohl auch ganz besonders bei den nicht anwesenden Eltern.

Dem stellvertretenden Schulleiter Christian Stroehla oblag es die Schüler und Gäste zu begrüßen. Nach etwa „20 000 Stunden Unterricht“, wie er genau nachgerechnet hatte, durften sich nun alle auf ihre Zeugnisse freuen, und alle sollten sich nun des Ereignisses würdig erweisen. Frau Rupp, die verdiente und geplagte Oberstufen-Koordinatorin des Jahrgangs, erinnerte an die besondere Ruhe, die während der letzten Monate im Schulhaus geherrscht hatte, wo es kein Lärmen und kein Gedränge mehr gab: Es war nach ihren Worten „die Stille des Corona-Abiturs“. Und sie erinnerte die Abiturientinnen und Abiturienten daran, dass sie nun bereits vieles gelernt hätten, was sich frühere Jahrgänge erst später aneignen mussten: die Fähigkeit zur Selbstdisziplin, zum selbstverantwortlichen Lernen im Online-Unterricht.

In ihrer kurzen, launigen, aber auch nachdenklichen Abituransprache gaben die Jahrgangsstufen-Sprecherinnen Elena und Ömer dann einen kurzen Rückblick auf die (normalerweise) achtjährige Schulzeit, riefen nochmals die besten Schülerstreiche in Erinnerung, hinterfragten den Wert und die Bedeutsamkeit gewisser Lehrplaninhalte (etwa den des Schwänzeltanzes der Bienen) und gaben Tipps für die in der Berufswahl noch Unentschlossenen: Vor allem ein Bachelor-Studiengang Flöte in Nürnberg wurde den Mitschülern ans Herz gelegt. Der Dank an alle Lehrerinnen und Lehrer und auch an die Referendare, den sie im Namen ihrer Mitschüler ausrichteten, war dann wieder sehr ernst und aufrichtig gemeint.

Herr Färber, der Vorsitzende des Elternbeirats, überbrachte den Abiturientinnen und Abiturienten die Glückwünsche des Beirats und dankte allen für die gelungene und durchaus feierliche Gestaltung der Corona-Abiturfeier. Sein Dank galt auch den Eltern für die geduldige und nervenstarke Begleitung ihrer Abitur-Kinder während der Corona-Krise. Als Lebensmotto gab er den Schülern das Zitat eines berühmten Abiturienten des Altstädter Gymnasiums in Prag mit auf den Weg: „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen.“ (Franz Kafka)

Schulleiterin Frau Graf fand freundliche Worte dafür, dass nun doch noch ein persönlicher Abschied an der Schule für den Abiturjahrgang möglich war und dass die Eltern wenigstens daheim an den Bildschirmen die Feier mitverfolgen konnten – angesichts der andauernden Pandemie keine Selbstverständlichkeit, hatte es doch die Befürchtung gegeben, die Zeugnisse müssten per Post verschickt werden. Sie erinnerte daran, dass in der Turnhalle vor acht Jahren die Schulzeit dieses Jahrgangs mit einer kleinen Feier begonnen hatte, und dass nun alles in dieser Turnhalle ein gutes Ende finden sollte. (Auch ihr eigenes Berufsleben am RWG hatte vor acht Jahren mit der Begrüßung der damaligen Fünftklässler begonnen.) Sie ließ in ihrer Rede noch einmal Höhepunkte der achtjährigen Schulzeit der Abiturienten passieren und erinnerte an Fahrten, Sportereignisse, Theateraufführungen, das Jubiläum der Schule im Jahr 2017, an Skikurse und an die gemeinsame Oberstufe. Dann wurde das Motto der Abi-Zeitung gewürdigt („Die Goldenen Zwanziger – vor uns der Boom, nach uns die Krise!“), wobei die Schulleiterin der Hoffnung Ausdruck verlieh, dass auch dieser Jahrgang wie die gesamte Menschheit noch mit einem blauen Auge davonkommen werde. Die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts seien spannend gewesen, sie endeten dann allerdings in einer Katastrophe. Die zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts versprächen ebenfalls Spannung; aber der Friede, der nun seit 75 Jahre herrsche, sei Ansporn für die jungen Leute, dass auch alles so bleibe.

Und so näherte sich die Verabschiedung ihrem Höhepunkt und ihrem Ende. Die 80 Schülerinnen und Schüler erhielten ihre Abiturzeugnisse. Der Abitur-Durchschnitt lag bei sehr erfreulichen 2,22, und drei Schüler erreichten sogar die Traum-Note 1,0. Corona-bedingt wurde wegen des gewünschten Abstands die Bühne von den Schülerinnen und Schülern einzeln von rechts und von links betreten, aufs Händeschütteln wurde verzichtet – aber das konnte die strahlenden Gesichter aller Beteiligten auch nicht verfinstern.

Herr Färber vom Elternbeirat zeichnete zudem Schülerinnen und Schüler für besonders gelungene Aktivitäten aus. Die Abiturienten ihrerseits bedankten sich mit Geschenken bei den Oberstufen-Koordinatorinnen Frau Schmidt und Frau Rupp, bei Herrn Färber sowie bei den Mitgliedern der Schulleitung Frau Fröber, Herrn Ströhla und Frau Graf. Ein gemeinsamer Abschluss-Gesang war in diesem Schuljahr leider nicht erlaubt, aber alle schnappten sich dann ihre mit Helium gefüllten Luftballons und zogen in den Schulhof, um sie aufsteigen zu lassen. Und am Schulhof-Tor hatten sich dann schon viele Eltern eingefunden, die nicht mehr warten wollten und ihre Kinder endlich zu privaten Feiern abholten.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner