Schulleben

Showdown in Sleepy Village

Die Westmänner haben sich im Saloon von Sleepy Village versammelt.

Der Western ist eine altehrwürdige Gattung, die leider etwas aus der Mode gekommen ist. Das Profilfach Theater unter der Leitung von Angelika Guder-Späth zeigte in der RWG-Aula, wie man ihn wiederbelebt.

Es ist klar, dass das nur mit Augenzwinkern geht und das Programmheft versprach mit dem Hinweis, dass es eine „turbulente Westernparodie“ geben sollte, nicht zu viel. Das Stück jonglierte auf gekonnte Weise mit allen gängigen Klischees und im Vorteil war, wer sich etwas mit den Karl-May-Romanen auskannte, denn wenn man die vielen Anspielungen wiedererkannte, konnte man den Abend umso mehr genießen.

Zu jedem Western gehört das Duell der Revolvermänner.

Die Sprache der Figuren traten in einen witzigen Kontrast zum Verhalten der Figuren: Die „edle Bronze“ des Anlitz Winnetous „von römischem Schnitt“ wurde konterkariert durch Kinderkostüm und Federbusch, wobei der arme Apatschenhäuptling eher dusselig durch die Prärie der Aula schlich und sich ebenso rasch im Gefängnis bösen „Roten Colonels“ wiederfand wie die anderen illustren Westmänner Old Schlotterhemd, Sven Hawkins und Old Scrabble. Es half alle Findigkeit und Fertigkeit im Anschleichen und Spurenlesen nichts – die Zuschauer amüsierten sich prächtig auf ihre Kosten.

Die berühmten Westmänner beim Anschleichen.

Das Grundmotiv der Handlung kennt man weniger von Karl May als von den Westernfilmen der 50er und 60er Jahre: Das friedliebige Städtchen Sleepy Village (der Name ist durchaus Programm) wird von einem bösen Tyrannen bedroht. Eigentlich wäre es Aufgabe des Sheriffs für Gesetz und Ordnung zu sorgen, aber der ist eher ein Hasenfuß, der unter dem Pantoffel seiner Frau steht.

Die Sache nimmt noch mehr Fahrt auf, als Elisabeth Parker, eine reiche und reizende Lady aus Europa, die eine millionenschwere Ranch geerbt hat, erscheint. Sie wird prompt von dem niederträchtigen Roten Colonel entführt und in sein Lager verschleppt.

Die gefährlichen Dalton-Sisters bewachen die Gefangenen.

Es wird von den gefürchteten Dalton-Schwestern mit ihrer bösen Mami bewacht. Die stellen sich dabei nicht sehr geschickt an und nur dem Umstand, dass alle anderen noch ungeschickter sind, ist es zu danken, dass sich ihr Gefängnis nach und nach mit den berühmten Westmännern füllt, den edlen Winnetou eingeschlossen.

Auch im Wilden Westen ist die Liebe ein seltsames Spiel.

Eigentlich müsste die Situation geradewegs in eine Tragödie großen Ausmaßes münden, wäre da die Liebe nicht: Ausgerechnet, der Erzschurke, der Rote Colonel, verliebt sich unsterblich in die schöne Elisabeth, der er das schönste Liebenslied widmet, das je auf den Bühne des RWG gesungen wurde. „Tonight you’re mine, completely / You give your love so sweetly / Tonight the light of love is in your eyes / But will you love me tomorrow…”

Hoppla – fast hätte Winnetou die Bombe gezündet…!

So gelingt es doch noch, einen versöhnlichen Schluss herbeizuführen, bei dem alle zufrieden sind: Die Richtigen haben sich gefunden, Winnetou hat es geschafft, ein stimmungsvolles Wunderkerzchen anzuzünden und die Zuschauer konnten sich über viel Spielwitz und Humor auf der Bühne freuen. Es war ein schöner Abend, bei dem es viel zu lachen gab und bei dem man sah, dass auch die Mitwirkenden ihren Spaß hatten. Hugh!

Natürlich geht am Ende alles gut aus – trotz der vielen Westernhelden.

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